Die Landesförderung läuft aus. Geschäftsführung pro holzbau hessen stellt Strategie für 2022 vor und wirbt um weitere Mitglieder für ein starkes Netzwerk.
von Diana Wetzestein
Bromskirchen/Kassel. Ressourcen bündeln, Synergien nutzen und das Netz zwischen den Akteuren für den Holzbau noch enger spinnen. Das sind Ziele, die sich pro holzbau hessen - Holzbau Cluster Hessen e. V. (phh) gesetzt und seit 2015 verfolgt hat. Bisher konnte die Arbeit der Clusterinitiative vor allem durch Mitgliedsbeiträge und Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert werden, jetzt heißt es, finanziell komplett auf eigene Beine zu kommen, denn die Förderung läuft Ende dieses Jahres aus. Dies kündigte Alexander Hohbein, Geschäftsführer von phh, während der Mitgliederversammlung Ende September an und erläuterte, wie "der Emanzipationsvorgang" gelingen kann.
Kosten senken und die Kooperation mit dem Bundesbildungszentrum und Holzbau Deutschland ausbauen, stellte Hohbein zur Abstimmung an die 18 anwesenden Mitglieder, die ihm ohne Gegenstimmen zustimmten. "Wir haben mit dem Standort Kassel einen entscheidenden Vorteil, dort sind das Bundesbildungszentrum und Holzbau Deutschland als starke Partner verortet. Und es ist möglich, das Cluster von dort aus fortzusetzen und die Neustrukturierung voranzutreiben", sagte er. Dazu brauche der gemeinnützige Verein mit derzeit 50 Mitgliedern weiteren Zuwachs für die diversen Aufgaben, auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft einzuwirken. Positiv sei es, dass 2021 das Thüringer High-Tech-Sägeunternehmen, Eco-Timber GmbH & Co. KG aus Heilbad Heiligenstadt, das Kompetenzzentrum HessenRohstoffe (HeRo) aus Witzenhausen sowie das Ingenieurbüro für Tragwerksplanung, Fast + Epp GmbH aus Darmstadt im Jahr 2021 in das Cluster eingetreten seien, deren Vertreter wurden von Geschäftsführer Hohbein offiziell begrüßt. Seit 2020 zählen das Holz- und Technikmuseum, der Landesbeirat Holz sowie das Bau- und Immobilienmanagement Oderwaldkreis zu den neuen Mitgliedern
In einem kurzen Rückblick über die Arbeit der vergangenen zwei Jahre wurde die pandemiebedingte Umstrukturierung der Projektarbeit von Präsenz- zu Online-Veranstaltungen dargestellt, die neue Informations- und Kommunikationsformate unter der Moderatorin von phh hervorbrachte. Aber nicht nur als Moderator, sondern auch als Mediator konnte sich das Cluster beweisen. Während der Holzmarktturbulenzen im ersten Halbjahr 2021 suchten Geschäftsführung und Vorstand das Gespräch zu Akteuren innerhalb der Mitgliederschaft und luden zu Runden Tischen ein. So konnte phh sicher auch zur Deeskalation einer aufgeheizten "Stimmung" beitragen.
Dieses heikle Thema sprach auch Walter Maiß, Stellvertretender Vorsitzender und Sitzungsleiter an. "Wir engagieren uns erfolgreich für mehr Holzbau. Wenn wir aber das Signal bekommen, dass der Markt kein Holz mehr in ausreichender Menge liefern kann, was ist denn dann in 10 bis 15 Jahren?", stellte er die Frage an Jörn Kimmich, Geschäftsführer bei ante-holz GmbH. "Wir hatten im ersten Halbjahr genügend Holz, man hat es nur falsch verteilt, die Distribution hat nicht funktioniert und die Presse hat falsche Schlüsse gezogen, Festmeter und Kubikmeter verwechselt, durch die schlechte Berichterstattung ist eine Hysterie entstanden, sogar Exportverbote wurden gefordert. Jeder kaufte die doppelte Menge, Holzhändler haben ihre Hallen gefüllt, diese Lager sind immer noch voll", so Kimmich. Die Vorräte in den Wäldern seien da, auch die Fichte werde weiterhin da sein, es wird aber mehr Laubholz geben. Der Holzbau ist definitiv auf dem Vormarsch, das habe auch die Politik erkannt, sagte er und wies darauf hin, dass die Forstwirtschaft für ausreichend Holznachwuchs sorgen werde.
Andre Schulenberg, Sprecher des Landesbetriebs Hessen Forst, bestätigte das. "Es gibt ausreichend Holz, regional kann es etwas weniger werden, auf ganz Hessen betrachtet ist ausreichend Nadelholz vorhanden", so Schulenberg, der die Frage formulierte, ob es zu schaffen sei, das Holz regional bevorzugt eingesetzt werde. Dafür brauche es Anreizsysteme.
Aus den Reihen der Holzbaubetriebe stellte Heinrich Rühl, Wohrataler Holzbau GmbH, die Frage nach der rasanten Preisentwicklung innerhalb eines Jahres. "Von einigen ist die Gunst der Stunde genutzt worden, das war keine vertrauensbildende Maßnahme", sagte er in Richtung Sägeindustrie. Mit irrationalen Effekten, einem langsam steigenden Preis, der bei der Verdreifachung seinen Höchststand erreicht und sich auf einem vernünftigen, kalkulierbaren Niveau einpendeln werde, versuchte Jörn Kimmich die Säger zu verteidigen. "Der Holzpreis ist sicherlich höher als zuvor, aber vor dem Coronaeffekt hatten wir einen konstanten Preis, während andere Preise gestiegen sind. Der Waldbauer braucht sein Geld, um gut aufzuforsten, die Produkte werden hochwertiger, darum werden die Preise in Zukunft höher bleiben", so Kimmich.
Auf der Tagesordnung einer Mitgliederversammlung haben auch Ehrungen ihren Platz. Heinz Moering, Mitbegründer des Holzbau-Clusters, ehemaliger Geschäftsführer und Mitglied von pro holzbau hessen wurde von Walter Maiß für die Arbeit geehrt, die er von 2015 bis 2019 geleistet hat. "Ich habe diese Aufgabe sehr gerne gemacht und wie wir sehen, ist auch etwas draus geworden. Neue Mitglieder kommen dazu, aber wichtig ist auch, dass die alten bleiben. Wenn wir in der Holzwirtschaft nicht zusammenhalten, dann gehen wir unter", so Moering. Die begonnen Arbeit des Clusters wird auch nach 2021 weiter ausgebaut. Sabine Göbel wurde als neue Mitarbeiterin vorstellt, sie übernimmt die Arbeit von Ellen Werner, die Ende Oktober in den verdienten Ruhestand geht.
Die Arbeit des Clusters haben alle gemeinsam vorangetrieben, dass es sich gelohnt hat, ist unüberschaubar: Den Holzbau hat mittlerweile jede Partei im Parteiprogramm. Holz ist in Politik und Gesellschaft stärker angekommen. Diese positive Entwicklung in Hessen ist auch der Arbeit des hessischen Holzbauclusters zu verdanken, die entlang der Holzwertschöpfungskette aktiv und konstruktiv mitwirken. Jetzt gilt es, die positiven Effekte zu nutzen und das Erreichte zu optimieren.