High-Tech-Abbund in drei Qualitäten
von Diana Wetzestein
Es ist die geografische Nähe zu Hessen und zum modernen Holzbau, die der ECO-TIMBER GmbH & Co. KG den Beitritt zu pro holzbau hessen möglich macht. Ein Unternehmen, das im Holzbau Cluster willkommen ist, stellt sich vor:
Heilbad Heiligenstadt. Der Standort könnte kaum besser sein. Das Firmengelände liegt direkt am Kreisel vor der A38, Richtung Leipzig oder Göttingen. Noch ist die Firma ECO-TIMBER GmbH & Co. KG das einzige Unternehmen, das mit großer Halle und kleinem Bürogebäude im Gewerbegebiet A38 Ost zu finden ist. Auf dem 10.000 Quadratmeter großen Grundstück kann aber bereits die jährliche Produktionskapazität von 580.000 Laufmetern Abbund und über 50.000 Quadratmetern Holzelementen logistisch gut gemeistert werden. Noch.
Uwe Klingebiel ist Zimmermeister und Dachdeckermeister und Geschäftsführer der eines Betriebes, der den Holzbau mitgestalten will, wie er sagt. Auf 2.200 Quadratmetern wird geschraubt, getackert, das nächste Wandelement präzise positioniert, der Geräuschpegel ist dabei angenehm gering. Auch von den zwei großen Abbundanlagen, die eher klein wirken unter dem 10 Meter hohen Hallendach, hört man nicht viel. Ebenso erstaunlich, dass es nicht hektisch, laut oder wie am Fließband zugeht, obwohl gerade der Hallenkran wieder über den 28 Meter langen Fertigungstisch fährt. Ein neues Holzelement ist fertig und wird für den Transport bereitgestellt.
"Wir können es uns nicht mehr leisten, den Holzbau jetzt nicht in all seinen Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Und dabei wollen wir nicht nur mitmachen, sondern mit High-Tech Abbund aktiv mitgestalten ", so Klingebiel. Dafür hat er im ersten Jahr etwa 1.800 Kubikmeter Holz von seinen Handelspartnern im Umkreis von 100 Kilometern eingekauft und verarbeitet. Und damit knapp 1.380 Tonnen CO2 während der Wachstumsphase der Bäume aus der Luft gebunden. "Das wird unser Gewerbe in Zukunft für viele junge Menschen wieder interessanter machen. High-Tech und traditionelles Handwerk werden den Holzbau gemeinsam effektiver machen", so Klingebiel. Jedes Bauteil, das diese Halle verließe, sei für ihn eine temporäre Lösung gegen den derzeitigen Fachkräftemangel.
Klingebiel ist seit 18 Jahren als Zimmermeister und Dachdeckermeister selbstständig. Mit seinen zehn Mitarbeitern konzentriert er sich ausschließlich auf private Kunden. Die Auftragslage sei gut, aber kein Platz mehr für Expansion im nahegelegenen Dorf Streitholz. "Seit 2015 habe ich mir mehr Fläche und eine eigene Abbundanlage gewünscht", sagt er lächelnd. Und dass der Grundstein für das Millionenprojekt ECO-TIMBER im August 2019 gelegt und schon am 18. Februar 2020 das erste Stück Holz durch die K2-Industry von Hundegger gelaufen sei.
Diesem Moment wird Klingebiel nie vergessen. Schon deshalb nicht, weil ein Holzabschnitt und etwas Späne davon als Erinnerungsstücke in der Vitrine im Büro einen prominenten Platz bekommen haben. "Mir wurde plötzlich klar, dass auch ich ab sofort Abbund und Holzelemente in der hohen Qualität bekomme, wie ich sie haben will. Ich lasse seitdem hier konstruieren und produzieren und kann meine MitarbeiterInnen da einsetzen, wo sie gebraucht werden. Was nützten uns volle Auftragsbücher, wenn wir keine Zeit und Leute haben, um die Aufträge abzuarbeiten?", sagt er.
ECO-TIMBER wirbt mit "Full-Service", 3D-Messtechink für Aufmaße vor Ort, 3D-Visualisierung und jede Hilfe, die der Handwerker oder Handel für die Umsetzung der Bauvorhaben beim Kunden brauchen. "Wir sehen uns nicht als Konkurrenz für das Handwerk, sondern als ein Rad im Antriebsmotor für den Holzelementbau und die Modulbauweise. Mit unserem Angebot können alle ein bisschen größer denken und jeder noch so kleine Betrieb kann profitieren", so Klingebiel.
"Entscheidend ist die Qualität, die wir mit unseren 20 Mitarbeitern abliefern. Das hier ist ein hochtechnisiertes, aber auch hochqualifiziertes Abbundzentrum. Wir können Lohn-Abbund in drei Qualitätsstufen produzieren", erklärt Klingebiel. Seine Mitarbeiter beherrschen die High-Tech-Maschinen und fertigen damit den kostengünstigen einfachen Abbund und den Profi-Abbund mit garantiert ausrissfreien Ausklinkungen und Verblattungen. Durch eine manuelle Nachbearbeitung schaffen sie sogar die dritte Qualitätsstufe Sicht-Abbund-Plus, bei der die Sichtoptik herausgearbeitet wird.
ECO-TIMBER wurde auch in Hessen bereits entdeckt. Für die Fritz-Kissel-Siedlung in Frankfurt wurden 6.800 Quadratmeter Fassaden-, Sockel und Attika-Elemente hergestellt und Holzrahmenbau geliefert. "Momentan kenne ich niemanden, der eine Bearbeitungsbreite für Durchlaufquerschnitte von bis zu 300 x 1.300 Millimetern und Wandelemente bis zu 13 Metern Länge in unserer Region mit den entsprechenden Gütesiegeln RAL und GDF liefern kann und dabei so flexibel im Elementbau ist", sagt der Holzbau-Planer Anselm Schoen aus Witzenhausen in einem späteren Telefonat. „Wir brauchen diese starken Zulieferer von Einzelkomponenten. Einzelne Betriebe können das Produktionsvolumen nicht mehr bewältigen", sagt der Holzbau-Planer, der die rasante Entwicklung von immer größeren Holzbau-Projekten tagtäglich in seinem Büro miterlebt. Das hohe Auftragsvolumen sei nur mit schnellen Abwicklungszeiten zu schaffen, meint Schoen.
Zimmermeister Klingebiel hat auch deshalb in ECO-TIMBER mittlerweile rund 6 Millionen Euro investiert und der Freistaat Thüringen die bereitgestellten Fördermittel aus dem Europäischen Sozialfonds gewährt. Mit der Zusammenarbeit und Unterstützung des Landes sei er zufrieden, wünsche sich für Thüringen dennoch eine Holzbauoffensive wie Baden-Württemberg sie habe. "Wir dürfen den Anschluss nicht verpassen, brauchen Ausbildungsangebote und mehr Holzbau bei Schulen und anderen kommunalen oder gewerblichen Neubauten. Die Wertschöpfung bleibt in der Region", so Klingebiel.
„Wir von pro holzbau hessen freuen uns sehr, mit ECO-TIMBER einen weiteren kompetenten Partner für unser Netzwerk gewonnen zu haben. Das gemeinsame Engagement für den Holzbau kennt keine Ländergrenzen, es geht um die Bündelung von Kompetenzen entlang der gesamten Holzwertschöpfungskette und die Stärkung des Holzbaus insgesamt. Wir kämpfen für die gemeinsame Sache und arbeiten in Hessen bereits an einer Holzbauoffensive.“, so Alexander Hohbein, Geschäftsführer von pro holzbau hessen.
Aus der ersten Etage des Bürogebäudes heraus hat er einen guten Blick auf die noch freien Flächen im Gewerbegebiet. Schon bald wird er das angrenzende Grundstück erwerben, für den Ausbau der Holzelemente und den Aufbau einer Holz-Modulbau Fertigung. "Die Klimakrise fordert schnell CO2-reduzierende Holzbau-Lösungen", sagt Klingebiel noch. Eine klare Ansage darüber, was ECO-TIMBER in Kürze noch vorhat.
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