Werkstattgespräch bei Pfeifer in Lauterbach
Familien geführtes Sägewerk in der 3. Generation
29. März 2023_Lauterbach. "Vom Herzen Europas in die Ganz Welt." Mit diesem Satz beginnt der medial inszenierte geschichtliche Abriss eines besonderen hessischen Sägewerks. Was Barbara Pfeifer 1948 im Tiroler Imst als kleines Sägewerk gründete, ist zu einem der führenden Unternehmen der europäischen Holzindustrie geworden. Die "Pfeifer Group" ist immer noch familiengeführt und mit der Pfeifer Holz Schlitz GmbH & Co. KG seit 2022 Mitglied bei pro holzbau hessen.
Zum 13. Werkstattgespräch statteten 23 Mitglieder des Holzbau-Clusters dem Sägewerk des Unternehmens in Lauterbach einen Besuch ab. Nach einem Vortrag von Bernd Gusinde, Produktmanager CLT, gab es eine Führung über das Betriebsgelände und durch die Produktionshallen. Etwa 90 Minuten dauerte der Gang durch einen Teil des Lauterbacher Unternehmens, in dem die unter anderem die Bretter gesägt werden, die im Werk in Schlitz zu CLT verarbeitet werden.
Die Dimensionen riesig, die Ausbeute effizient, an die Qualität würden höchste Anforderungen gestellt, die laut Aussage von Gusinde auch erfüllt werden. Der Rohstoffnachschub wächst unweit der Werke, die sich in den waldreichsten Regionen Europas befinden. "Unser Rundholz stammt aus zertifizierten, nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und legt vom Fällen bis zu uns möglichst kurze Wege zurück" sagt Gusinde. In Wallenrod durchlaufen die Stämme nach der Anlieferung eine Schnittbildoptimierung, die garantiert, dass der Baumstamm vor dem Einschnitt gescannt und vermessen wird. Hochmoderne Spaner-Profilier-Sägelinien produzieren glatte Oberflächen, Schnittgenauigkeit und Maßhaltigkeit.
Aus jedem Rundholzstamm wird das herausgeschnitten, was der Stamm hergeben kann, jeder Abschnitt, Späne und Rinde, alles wird verarbeitet oder verwertet. Die visuelle Sortierung, direkt nach dem Einschnitt, sowie optische Kriterien gemäß allgemein gültiger Sortierregeln, sorgen für einen immer gleichbleibenden Standard. 200 Mitarbeiter:innen am Standort Wallnrod werden dafür laufend geschult und durch modernste Scanner-Technologie und IT-gestützten Systeme unterstützt. Gearbeitet wird dort im Drei- bis Vier-Schichtbetrieb, insgesamt arbeiten in den vier deutschen Standorten in Uelzen, Unterbernbach, Lauterbach und Schlitz sowie in den Werken in Österreich, Tschechien und Finnland etwa 2.600 Personen.
Besonders der Bahnanschluss, der seit 2022 die zirka 1,7 Kilometer lange Strecke vom Betriebsbahnhof Wallenrod zum Holzwerk Pfeifer in Schlitz verbindet, hat wieder eine entscheidende Weiche in der Unternehmensgeschichte gestellt. Denn für die Produktion am Standort Wallenrod werden täglich bis zu 165 LKW-Ladungen Rundholz benötigt. Mit dem Gleisanschluss kann diese Menge täglich um etwa 50 LKW-Transporte reduziert werden.
Was in den Werken ankommt, wird zu Schnittholz, Hobelware oder anderen Holzwerkstoffen, darunter Ein- und dreischichtige Massivholzplatten, Brettschichtholz, Schalungsträger und Schalungsplatten sowie Verpackungsholz, außerdem fallen Hackschnitzel, Sägemehl und Sägespäne an. Letztere werden zum „Branchenprimus Euroblock“, einem Palettenklotz, der millionenfach am Standort hergestellt wird. In modernen Holzpaletten verarbeitet, erfährt er eine sinnvolle und CO2-bindende Weiterverwendung, pro Jahr sollen damit rund 2,2 Millionen Festmeter Rundholz eingespart werden, das drei Millionen Bäumen entspräche. Eine Milliarde Palettenklötze, das sind 42 Prozent Marktanteil, stellt Euroblock jährlich her.
"Produkte müssen Probleme lösen", heißt es bei Pfeifer. Das Holzbaucluster pro holzbau hessen hat mit dem Unternehmen einen weiteren starken Partner gewinnen können, mit dem die Herausforderungen hoffentlich gemeistert werden können. (Diana Wetzestein)