Wohrataler Holzbau GmbH
Zukunft Holzbau – Zukunft Modulbau
Januar 2019_Wohratal - Diana Wetzestein
"Vorgefertigte Modulgebäude oder Raumzellen in kürzester Zeit seriell realisieren", lautet der erste Satz der Einladung zum 8. Werkstattgespräch. Pro holzbau hessen hat geladen, dieses Mal in die Fertigungshallen der Wohrataler Holzbau GmbH.
Eigens für diese Veranstaltung wurde "heute noch schnell aus zwei Modulen ein Konferenzraum gebaut", sagte Hanna Rühl, Tochter des Firmengründers Heinrich Rühl. Damit präsentierte das Unternehmen seine Kernkompetenz. "Unser Ziel muss es sein, das Bewusstsein für den Holzbau zu schärfen und mehr Marktanteile zu gewinnen", sagte Heinrich Rühl beim Empfang
Er gründete seine Firma vor 30 Jahren und gibt heute, mit einem "guten Baugefühl", seine Erfahrungen und die besondere Leidenschaft für den Holzbau weiter. Die 30 Teilnehmer dieses ersten Werkstattgesprächs im neuen Jahr wurden von Hanna Rühl, Tochter des Firmengründers sympathisch und kompetent über das Unternehmen informiert. Die Bauingenieurin ist zurzeit bei ZÜBLIN Timber beschäftigt, wo sie berufsbegleitend ihren Masterstudiengang im Projektmanagement Holzbau und im Ausbau absolviert.
"Wir sind hier in Wohratal mit drei Geschäftsfeldern tätig", sagte Hanna Rühl. Wohnhäuser, An- und Umbauten, Objekt- und Gewerbebau sowie der Einsatz als Generalunternehmung für schlüsselfertige Errichtung von Gebäuden zählen zum Geschäftsfeld Holzbau. Dem Modulbau wird die modulare Holzbauweise mit werkseitiger Vorfertigung von individuellen schlüsselfertigen Modulgebäuden oder Raumzellen zugeordnet, im dritten Geschäftsfeld geht es um Holzbauplanung und Beratung rund um das Bauen mit Holz. Dahinter stehen acht Mitarbeiter in Verwaltung, Planung und Technik, sowie 16 Mitarbeiter in der Produktion und Montage. Gearbeitet wird in zwei Fertigungshallen mit etwa 4.000 Quadratmetern Produktionsfläche. Die Vorteile der witterungsunabhängigen Fertigung, der kurzen Wege und der Zusammenarbeit unter einem Dach, sind beneidenswert, Ressourcenschonung und eine optimale Qualitätskontrolle zudem weitere positive Effekte dieses Konzepts.
Es geht um Modularität. Hanna Rühl umschreibt den Begriff mit der "Aufteilung eines Ganzen in Teile, die als Module, Komponenten, Bauelemente, Baugruppen oder Bausteine bezeichnet werden." Im Planungsprozess bedeute das erst einmal einen hohen Vorfertigungsgrad und hohen Planungsvorlauf. Im Ergebnis sei es genauer kalkulierbar, baubegleitende Planungen entfielen. "Die Planungsprozesse für Gebäude in vorgefertigter Holzbauweise zu optimieren, ist das Ziel des Forschungsprojektes leanWOOD", erklärte die Bauingenieurin. Das frühzeitige Einbinden von Holzbauspezialisten in den Projektverlauf könne es dem Holzbau leichter machen. Eine konventionelle Ausschreibung sehe aber keinen Holzbau vor. Die Ausschreibungen und Planungen enthielten meist keine Details für den Holzbau, das Unternehmen müsse an dieser Stelle die Details umplanen. Was im Fachjargon Re-Design genannt werde, führe in der Praxis bereits zu Beginn eines Bauvorhabens zum Verzug im Projektverlauf, so Rühl.
"Wir bekommen das Detail für die funktionale Leistungsbeschreibung, das sollen wir dann berechnen. Dafür braucht es die Umplanung für die Ausführung im Holzbau", so Rühl. Auswirkungen auf Schallschutz, Brandschutz, Tragwerk, die Querschnitts- und Konstruktionswerte oder Materialien sind die Folge. "Diese Planung sollte vorab laufen, denn in der Zeit, wo wir den Vertrag unterschreiben und mit der Werkstattplanung beginnen, müssen wir unser Wissen wieder in die Leistungsphase 5 oder noch früher transportieren. Hier findet das Re-Design statt, das müsste nicht sein", sagte Hanna Rühl.
Zeitersparnis würde es dann an der Baustelle geben, das sei ein unschlagbares Argument für die Modulbauweise. „Wer einmal eine Baustelle im Innenstadtbereich einer Großstadt einrichten musste weiß, wie lange das dauert und wie teuer das werden kann. Viele Gewerke arbeiten über Monate an einem Gebäude, transportieren Material hin und her, hinterlassen Müll. Module werden fertig ausgestattet geliefert, aufgesetzt, verankert und angeschlossen. Das bedeutet kurze Baustellenzeiten“, sagte sie.
Diese Module können in verschiedenen Wohn-, Grund- und Konstruktionsflächen gebaut werden. „Wir haben mit dieser Bauweise innerhalb von vier Wochen im Jahr 2015 Wohnraum für 280 Menschen schaffen können“, so Heinrich Rühl rückblickend. Einen Dachstuhl abzubauen und das Haus mit Modulen aufzustocken, den Holzrahmen- oder Holztafelbau mit der Modulbauweise zu kombinieren, das alles sei jetzt und in Zukunft möglich.
Die Automatisierung, Digitalisierung und die Industrie 4.0 sind keine Zukunftsmusik, sondern vielmehr Themen, mit denen man sich im Holzbau beschäftigen muss. Schon immer ist er eine zukunftssichere Bauweise. Der aktuelle Stand der Entwicklung erlaubt es, hoch hinaus zu bauen. Dazu hat auch die Arbeit der Familie Rühl beigetragen. Etwas ausprobieren, anders denken und mutig sein, dabei auch mal Rückschläge hinnehmen, um am Ende den Weg für die nächste Generation im Unternehmen zu ebnen.
Dem Vortrag schloss sich eine Besichtigung der Werkshallen und fertig ausgebauten Modulen an. Darin fanden die Teilnehmer viel Platz für Wohnraum, Bad und Küche, Fenster, Türen, Heizung, Lüftung, alles montiert und bereit zur Auslieferung an den Platz bereit, wo es bezogen und bewohnt werden soll.
Die Module von Wohrataler Holzbau können am Ende ihrer Nutzung als Gebäude übrigens wieder ab- oder zurückgebaut werden. "Die Trennung der einzelnen Module ist möglich, durch die Verwendung ökologischer Baustoffe bedienen das "Cradle to Cradle"-Prinzip", so Hanna Rühl.
Professor Achim Vogelsberg und Heinz Moering von pro holzbau hessen bedankten sich für den Einblick in den Holzbaubetrieb und sagten zu, weiterhin Planer, Architekten, Bauämter und Politik für den Holzbau zu interessieren und noch stärker darüber aufzuklären. Die Publikation „Tagungsband zum Fachkongress Holzbau in Hessen“ wurde druckfrisch verteilt, zudem die Ankündigung gemacht, dass dieser Kongress erneut stattfinden soll. Bis dahin wollen sich die Mitglieder des Clusters weiterhin Zeit nehmen und gemeinsam an Lösungen arbeiten, sie werden sich noch besser kennenlernen und austauschen. Nur so kann der Holzbau in Hessen im Wettbewerb bestehen und weiter wachsen.