Wohngesunde Innenräume
Gesundheitliche Interaktion von HOLZ - MENSCH - RAUM - 42 Studien ausgewertet
Juli 2020 - Diana Wetzestein
Jeder ahnt es, aber wurde es bewiesen? Wie ist es um die Innenraumluft bestellt, wenn diese von vielen Holzarten beeinflusst wird? Prof. Stefan Winter hat gemeinsam mit Eva Bodemer, Miriam Kleinhenz und Linda Erhard in einer Broschüre zusammengefasst, was 42 Studien darüber herausgefunden haben.
Die Tür geht auf. Noch vor dem Fuß hat bereits die Nase ihren olfaktorischen Schritt über die Schwelle gemacht. In den ersten Sekunden vor oder nach dem Eintreten in ein Gebäude oder Haus entscheiden Menschen und Tiere, ob es gut riecht und es sich gut anfühlt, diesen Ort zu betreten. Duftet es nach frischem Holz, wird das in den meisten Fällen als angenehm empfunden. Grund dafür sind die natürlichen Inhaltstoffe des Holzes, die "Holz-VOC". Sie geben "grünes Licht" für Körper und Geist, erzeugen Wohlempfinden und erinnern an einen Waldspaziergang.
Die Wirkung von Holz-VOCs auf das Wohlbefinden werden wissenschaftlich erforscht. Das Forschungsprojekt HOMERA (Holz-Mensch-Raum), das unter der Leitung von Prof. Stefan Winter an der TU München, Fachbereich Holzbau und Baukonstruktion, durchgeführt wurde, untersuchte die gesundheitlichen Auswirkungen von Holz und holzbasierten Produkten im Wohn- und Arbeitsumfeld. 42 Studien wurden ausgewertet und am Ende in der Broschüre "Gesundheitliche Interaktion von HOLZ – MENSCH – RAUM" die positive Auswirkungen von Holz im Innenraum auf den Menschen und dessen Gesundheit festgestellt. Zitat: „Die Verwendung von Holz und Holzoberflächen wurde jeweils mit den Begriffen behaglich, angenehm, warm und guter Raumluftqualität verknüpft. Mentale und körperliche Tests zeigten bessere Ergebnisse in Räumen, die mit Holz ausgestattet waren. Trotz zahlreicher, positiver Ergebnisse fanden bisher die einzelnen Studien wenig Gehör. (…) Mit weiteren Forschungen lassen sich mögliche positive Langzeiteffekte nachweisen (…)."
Die Broschüre können sie über diesen Link erreichen.
In jedem Gebäude und Raum sind VOCs als normale Bestandteile der Innenraumluft zu finden und geben diesen einen eigenen Geruch. Freigesetzt im Wohn- und Lebensalltag, vermischen sie sich immer neu und sind ab einer bestimmten Konzentration auch für den Menschen geruchlich wahrnehmbar. Vor allem Baustoffe oder Einrichtungsgegenstände können Geruchsstoffe an die Umgebung abgeben. Die Emissionen aus holzbasierten Bau- und Werkstoffen stammen meist aus Holz-VOC. Während beim Laubholz vor allem Carbonsäuren und Aldehyde freigesetzt werden, kommen bei den Nadelhölzern die Terpene hinzu. Das harzig riechende Holz der Kiefer hat die höchste Konzentration an VOC unter den Nadelhölzern. Insgesamt erzeugen alle meist höhere VOC-Emissionen als Laubholzprodukte. Alle Emissionen sind aber immer eine Momentaufnahme, ihre Werte werden durch Herkunft, Lagerung und Bearbeitung beeinflusst.
Ein natürlicher Anteil an VOC ist bei allen Holzarten zu finden. Sie entstehen während der verschiedenen Lebens- und Wachstumsphasen jedes Baumes, die mit natürlichen chemischen Prozessen einhergehen. Nachgewiesen ist, dass sie für gesundes Wachstum, die Wundheilung oder zur Abwehr von Schädlingen produzieren werden. Nach der Chemikalien-Verbotsverordnung, die Verbote und Beschränkungen des Inverkehrbringens von gefährlichen Stoffen, Gemischen und bestimmen Erzeugnissen regelt, erlaubt den sachgemäßen Einsatz von Holz und Holzprodukten, wenn es zu keiner gesundheitsschädigenden Wirkung kommt.
Es gibt bis dato keine publizierten wissenschaftlichen Studien über gesundheitsgefährdende Eigenschaften von Holz und Holzoberflächen für Innenräume in Bezug auf die Holz-VOCs. Im Gegenteil: bestimmte Holzemissionen und insbesondere diejenigen mit hohen Terpengehalten wirken sich gesundheitsfördernd auf den menschlichen Organismus aus. Je nach Konzentration sollen sie sogar vor Erkrankungen schützen und wie das bekannte „Waldbaden“ wirken. Das beginnt, wenn die Tür hinter uns ins Schloss des Holzbaus fällt.