In aller Kürze
7 - 3 - 7 : Werkstattgespräch digital
Die Teilnahme für Mitglieder ist kostenfrei. Die Anmeldung erfolgt formlos über: kontakt@pro-holzbau-hessen.de, der Einladungslink wird vor der Veranstaltung per E-Mail versendet. Benötigt werden 25-30 Minuten Zeit, ein Bildschirm, Lautsprecher, bei Bedarf eine Kamera und ein Smartphone, um über das Tool voxr.com/proholzbau Fragen an den Referenten zu stellen.
Auf dem Holzweg zur Nachhaltigkeit, Alexander Schulze über Lösungen für den Klimaschutz durch die Holzwirtschaft
von Diana Wetzestein20. Januar 2021_Kassel. Nachhaltigkeit. An dieses Wort hat sich die Gesellschaft gewöhnt. Es gehört zum guten Ton, nachhaltig einzukaufen, zu konsumieren und zu bauen. Obwohl es immer wichtiger wird, tatsächlich nachhaltig zu handeln, scheint oftmals eher ein Werbe-Versprechen, als ein Ziel zu sein.
Zum dritten digitalen Werkstattgespräch begrüßte Alexander Hohbein den Dipl.-Forstwirt Alexander Schulze zum Thema bioökonomische Impulse mit Holz. Der Mitarbeiter des C.A.R.M.E.N. e. V. im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe aus Straubing gilt als ausgesprochener Spezialist auf diesem Gebiet. "Ökologie, Ökonomie und Soziales sind die wichtigen Themen, die wir unter dem Begriff Nachhaltigkeit verknüpfen können", begann er seinen Kurz-Vortrag, den das Format "7-3-7" vorgibt. Nach sieben Minuten Vortrag, drei Minuten Fragestellung und sieben Minuten für deren Beantwortung ist das Digitalformat schon wieder vorbei.
"Wir haben die Aufgabe, den Menschen zu erklären, warum es nachhaltig ist, mit Holz zu bauen. Und zwar in allen drei Bereichen", sagte Schulze. "Der Weltrisikobericht des Weltwirtschaftsforums zeigt die großen Risiken der Menschen der nächsten Dekade auf. Auf den ersten drei Plätzen stehen Themen, die aus der Umwelt, aus der Biodiversität und aus der Nachhaltigkeit resultieren. Es sind Fragen der Ökologie, die wir beantworten können.
Wir haben Lösungen für zentrale Weltfragen. Das Thema Ökologie wird im Wald und der nachhaltigen Waldbewirtschaftung entschieden. Und es wird ganz erheblich auch unter dem Thema Kohlenstoffbetrachtung diskutiert werden. Kohlendioxid aus der Luft wird in den Bäumen gebunden. Der Wald ist ökologisch betrachtet natürlich unser Hauptargument, aber er spielt in alle anderen Bereiche mit hinein. Ein Gegenargument aus ökonomischer Betrachtung der Nachhaltigkeit ist die Kostensteigerung von drei, fünf oder sogar sieben Prozent für die Investitionskosten. Dabei müssen wir den gesamten Lebenszyklus von der Holzernte, über den Bau und Betrieb bis zur Entsorgung betrachten. Die Arbeitsplätze in der Holzwirtschaft sind vielfältig, es gibt etwa 700.000 Waldbesitzer, die Pflanzungen, Bestandspflege, Wegebau, Holzernte und weitere Dienstleistungen beauftragen, Die Holzindustrie und das Handwerk sind ebenfalls Teil der Wertschöpfungskette. Hunderttausende Arbeitsplätze in der Holzwirtschaft sorgen dafür, dass das Geld in der Region ankommt.
Und auch beim Thema Soziales gibt es interessante Aspekte, die Wohlfahrts-Wirkungen und die individuelle Wohnraumgestaltung gehören dazu. Unbekannter ist sicher die nachgewiesene antimikrobielle Wirkung unbehandelter Holzoberflächen. Einen hohen Wohlfühlcharakter und niedrigere Herzschlagfrequenz erfährt der Mensch in einem Holzhaus. Die Nachhaltigkeit ist nicht von der Hand zu weisen. Darum sollten wir dafür eintreten."
Frage: Ist Nachhaltigkeit auch gegeben, wenn mehr Holz gebraucht wird?
Antwort: Ja, die ist gegeben. Wir wissen, dass ein Drittel der Holzmenge, die wir in Deutschland ernten, ausreichen würde, um den gesamten Holzbau in Deutschland zu bedienen. Allerdings haben wir auch die Papierindustrie und den großen Sektor der Bioökonomie, wo die chemischen Verbindungen der Holzbestandteile intensiv vorangetrieben werden. Wichtig ist eine Kaskadennutzung, wo das Holz gesamtheitlich, in möglichst vielen verschiedenen Lebensphasen genutzt wird.
Frage: Wird man es sich noch leisten können, nicht mit Holz zu bauen?
Antwort: Wir sollten uns in diesem Zusammenhang auch fragen, was wir für eine Welt hinterlassen wollen? Der Bericht des Weltwirtschaftsforums liegt vor, es gibt den New Green Deal mit dem neuen europäischen Bauhaus und neue Bauordnungen, die den Holzbau vorschreiben oder fördern. Wenn wir weiterhin mit anderen Baustoffen bauen, werden die Müllberge weiter anwachsen. Einen Holzbau kann man auch in 500 Jahren noch verbrennen. Hoffentlich wird man es sich nicht mehr leisten können, nicht mit Holz zu bauen.
Frage: Welche Argumente gibt es, um Investoren für das Bauen mit Holz zu gewinnen
Antwort: Man muss den Investoren zeigen, dass der Holzbau in der Region mehr Geld hinterlassen wird, als es an Steuermitteln gekostet hat. Für die Einzelinvestoren der Kommunen kann das ein Argument sein. Für einen gewerblichen Investor, der mit Holz baut, ist vor allem ein Imagegewinn zu erzielen, denn der tritt nach außen ökologischer auf und signalisiert Nachhaltigkeit auch nach innen.
Frage: Überwiegen die Vorteile oder Nachteile bei einer Waldstilllegung?
Antwort: Ich bin der Meinung, es hat nur Vorteile, wenn wir den Wald unter strengen Vorgaben bewirtschaften. Einem bewirtschafteten Wald entnehmen wir mit der Holzernte den Kohlenstoff und bauen ihn fest ein. Großflächig Wald still zu legen, ist nach meiner Ansicht nach eher von Nachteil. Wenn wir den Wald durch Stilllegung in ein Gleichgewicht von Zerfall und Wachstum bringen, heißt das, das Kohlenstoff freigesetzt wird.
Frage: Wird sich der Wald zukünftig in Bezug auch klimaresistente Bäume verändern?
Antwort: Ja, definitiv. Das ist nicht mehr aufzuhalten. Unserem Wald ist es zu heiß geworden, Wasser fehlt. Die Buche wird eine andere Rolle spielen, wir werden andere Bäume sehen und auch Nadelhölzer sehen. Fichte und Tanne halten es in den Hochgebirgen noch locker aus, Welche klimaresistente Bäume wir sehen werden, kann man noch nicht sagen. Fakt ist, dass einige Waldbesitzer schon sehr lange daran arbeiten und auch schon Douglasien oder andere Arten gepflanzt haben. Wir müssen abwarten, was die Forschung uns dort an Ergebnissen bringt.
Das nächste digitale Werkstattgespräch findet am Donnerstag, 28. Januar um 10 Uhr statt. Dann gewährt Ahmed Al Samarraie, Al Samarraie OeConsulting einen "Kurzen Blick auf VOC aus Holz und Holzwerkstoffen". Anmeldungen über: kontakt@pro-holzbau-hessen.de