In aller Kürze
7 - 3 - 7 : Werkstattgespräch digital
Die Teilnahme für Mitglieder ist kostenfrei. Die Anmeldung erfolgt formlos über: kontakt@pro-holzbau-hessen.de, der Einladungslink wird vor der Veranstaltung per E-Mail versendet. Benötigt werden 25-30 Minuten Zeit, ein Bildschirm, Lautsprecher, bei Bedarf eine Kamera und ein Smartphone, um über das Tool voxr.com/proholzbau Fragen an den Referenten zu stellen.
Von der Energieeffizienz zu den grauen Emissionen
Zweites digitales Werkstattgespräch mit Dipl. Ing. Architekt Holger König von Diana Wetzestein3. Dezember 2020_Kassel. Das ganze "zackig" gestalten, gab Alexander Hohbein den Beteiligten des zweiten Piloten der digitalen Werkstattgespräche eingangs mit auf den Weg. Denn genau das gibt das Format "7 – 3 – 7" vor und macht es so attraktiv. Sieben Minuten Input, drei Minuten für die Eingabe von Fragen über VOXR mit dem Smartphone und wiederum sieben Minuten für deren Beantwortung. Für den Input sorgte dieses Mal Dipl.-Ing. Holger König, der als ausgesprochener Experte der Ascona GmbH zum Thema graue Emissionen referierte.
"Die Energieeffizienz ist jedem bekannt, der mit dem Bau von Gebäuden zu tun hat. Die grauen Emissionen hingegen sind relativ unbekannt. Sie entstehen, wenn gebaut wird. Es ist damit nicht der Energiebedarf des Gebäudes gemeint, sondern der Aufwand, den es braucht, wenn das Gebäude gebaut wird. Im Ordnungsrecht hat man über die letzten 40 Jahre - beginnend mit der Wärmeschutzverordnung bis zur EnEV und dem neuen EEG - von Staatsseite her versucht, den Energiebedarf der Gebäude zu senken. Wir sind heute schon sehr weit unten, bei ca. 50 kwh/qm und Jahr, wenn wir nach EnEV und EEG bauen. Die Förderprogramme der KfW ermöglichen es, noch bessere Werte zu erreichen, 30 oder sogar 15 kWh pro Quadratmeter und Jahr sind möglich. Es geht in Richtung Passiv und Plus-Energie-Haus.
Und diesen Wechsel umzusetzen, brauchen wir eine neue Art der Verfolgung der grauen Emissionen. Das neue Instrument dafür finden wir in der DIN 15804 für Bauprodukte und 15078 für Gebäude. Das heißt, wir brauchen eine neue Methodik, die das Gebäude über den gesamten Lebenszyklus verfolgt. Herstellungsphase, Erstellungs- und Nutzungsphase sowie Entsorgungsphase gehören in die Phase A – C. Danach wird es abgerochen und dann kommen wir in Phase D, die sogenannten Ergänzenden Informationen außerhalb des Lebenszyklus des Gebäudes. Wiederverwendung, Rückgewinnung oder Recycling werden hier berücksichtigt. Mit der EEG oder EnEV weist man nur den betrieblichen Energieeinsatz eines Gebäudes nach. Wir brauchen diese neue Methode, um auch diese neuen Fragen zu beantworten.
Ein schneller Wechsel in der Bauweise würde dazu führen, dass fossiles CO2 durch nachwachsendes CO2 ersetzt wird. Diese Substitution von Kohlenstoff könnte eine große positive Auswirkung haben, da nahezu dreiviertel aller Gebäude in Deutschland in synthetischer oder mineralischer Bauweise errichtet werden und die Holzbauweise noch nicht den Durchbruch erzielt hat. Die Holzgebäude könnten sogar als Kohlstoffzwischenlager genutzt werden. Im Ergebnis hätte man eine Implementierung von Kohlenstoff, also die Einlagerung von CO2 bis zum Ende seiner Lebensdauer."
Frage: Sind die Anforderungen bezüglich der Ökobilanz schon verpflichtend?
Antwort:Im Moment ist die Ökobilanzierung im Ordnungsrecht noch nicht verankert. Sie wird nur gefordert, wenn sie eine Zertifizierung nach BGMB machen oder wenn Sie für den Bund bauen, dann müssen sie nach BGMB zertifizieren. Es gibt auch schon einige Bundesländer, die sich diesem System angeschlossen haben, dann ist es verpflichtend.
Frage: Ist die Graue Energie bereits im neu verabschiedeten EEG verankert?
Antwort: Im EEG steht ein Satz, der umkämpft war, aber kaum beachtet wird. Man will sich im Jahr 2023 demnach die Frage nach den Grauen Emissionen noch mal anschauen. Und ich kann ihnen versprechen, dass es 2025 verpflichtend wird. Im Moment als Ausblick ist jetzt schon die Förderung im Rahmen der KfW dabei, sich diese Dinge zu überlegen. Für die Beantragung von Fördermitteln werden dann Nachweise erforderlich sein, die in Richtung Ökobilanz und graue Energie gehen und das Gebäude in seiner Ausgestaltung betrachten.
Frage: Wie steht es um die Ökobilanz des Thoma-Hauses?
Antwort:Das Thoma-Haus mit bis zu 30 Zentimeter dicken Massivholzwänden wird genauso nach den Phasen durchbilanziert. Sein Rückbau und Wiederaufbau wird in der Ökobilanz im Kern noch nicht in der Form berücksichtigt. Bis Phase C heißt es, das Gebäude wird abgerissen und die Bauteile werden verbrannt. In der Ökobilanz gibt es dann die Phase D, die wird auch in der Normung beschrieben und ist heiß umkämpft. Da geht es um Gutschriften. Wir haben bei der Normung darauf bestanden, dass man zwischen dem Lebensende eines Produktes und dem Neubeginn eines anderen ein Unterschied machen muss. In der Normung steht ganz klar drin, die Ökobilanz dient den Phasen A bis C und die Phase D kann als zusätzliche Information gegeben werden.
Literaturhinweise: Energie Lebenszyklusanalyse von Wohngebäuden, Legep – Planen – Berechnen - Betreiben