Eine Online-Konferenz von pro holzbau hessen und dem Landesbeirat Holz Hessen e.V.
von Diana Wetzestein
Es ist eine Reaktion auf die aktuelle Marktlage. Die Holzpreise steigen, die Lieferzeiten werden länger. Eine Unsicherheit bei Mitgliedern von pro holzbau hessen (phh) ist deutlich spürbar. Anfragen und Beschwerden haben den Geschäftsführer Alexander Hohbein erreicht. In Absprache mit dem Vorsitzenden Prof. Achim Vogelsberg entschied man sich aus aktuellem Anlass für eine Konferenzreihe, die den Mitgliedern Informationen aus erster Hand und Instrumente zum Umgang mit der Situation am Holzmarkt liefern sollen. Bereits Ende März fand die erste Zoom-Konferenz statt.
Gemeinsam mit dem Landesbeirat Holz Hessen e. V. wurden zum Thema "Rohstoffversorgung mit Holz" über 70 Teilnehmer, darunter Waldbesitzer, Handwerker, Säger und Händler begrüßt. "Der Unmut innerhalb des Clusters bezieht sich auf die Lieferzeiten und die Preisentwicklung beim Holz. Unsere Mitglieder spüren schon jetzt starke erste Auswirkungen", sagte Hohbein dazu.
Im Laufe der Veranstaltung wurde deutlich, dass das aktuell hohe Preisniveau und die Verknappung von Bauholzprodukten nichts mit der Rohstoffverfügbarkeit zu tun haben. "Denn dann wäre der Rohholzpreis gestiegen, im August 2020 lag dieser aber noch etwa 40 Prozent unter dem Preisniveau aus 2015", wie Lukas Freise, von der AG Rohholz e. V. sagte. Und auch Jörn Kimmich, Präsident DeSH und Geschäftsführer ante-Holz, sprach von einer "Mengenflussrechnung, die eigentlich nicht so negativ ausfallen dürfte, wie sie sich derzeit darstelle."
Für einige Mitgliederbetriebe von phh heißt es dennoch: Bereits geplante Projekte könnten zu den vertraglich vereinbarten Konditionen nicht ausgeführt, Aufträge verloren gehen oder mit deutlich niedrigerem Gewinn abgeschlossen werden. Eine sichere Kalkulation ist derzeit fast unmöglich. Miteinander, statt übereinander zu reden, diesen Weg schlägt Alexander Hohbein für das Netzwerk vor. Mit einem aktiven Austausch innerhalb der verschiedenen Interessensgruppen, durch Informationen über die derzeitige Rohstoffmarktlage, den Umgang mit den Preisanpassungen in Verträgen und Preisgestaltungen.
Unter der Moderation von Lars Schmidt, Vorsitzender Landesbeirat Holz Hessen, äußerte sich auch Jörn Kimmich zur aktuellen Situation. "Es wird ein neues Zeitalter des Holzes und der Wertigkeit eingeläutet", sagte dieser. Auch die verarbeitenden Betriebe stünden derzeit sehr unter Beschuss. Teilweise werde unsachlich und an den Zahlen vorbei argumentiert. "Weltweit boomen viele Märkte, nicht nur im Baubereich. Das Preisniveau steigt auf dem Weltmarkt. Unsere Aufgabe ist es, nachhaltig und langfristig ausreichend Rundholz zu bekommen und das meiste Holz für die Verarbeitung in Deutschland zur Verfügung zu stellen", so Kimmich.
Demnach seien die Sägewerke, mit Blick auf die Kalamitäten, ihrer Verantwortung nachgekommen. Man habe die Produktion erheblich gesteigert, um das heimische Schadholz schnellstmöglich zu verarbeiten, die Rundholzüberangebote seien regional erheblich gewesen. "Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, dass der Export zugenommen hat, ist die Produktion durch diese Situation stärker gestiegen als der Export. Die Exportquote ist von 40 Prozent im 1. Quartal 2019 sogar auf 33 Prozent im 4. Quartal 2020 gesunken. Die Mehrproduktion ist im Inland geblieben", sagte Lars Schmidt.
Auch zu Beginn dieses Jahres sei in Summe nicht mehr exportiert worden, China habe zum Beispiel 46 Prozent weniger, die USA hingegen nur 31 Prozent mehr abgenommen. Das Holz folge logischerweise der Nachfrage, und damit dem Preis. In den ersten zwei Monaten 2021 seien insgesamt nur 0,7 Prozent mehr Holz exportiert worden als in den beiden Vorjahresmonaten.
"Wir sehen jetzt einen "Bullwhip"-Effekt: Lageraufbau, Hamsterkäufe aus Sorge, kein Holz mehr zu bekommen. Dadurch ist die Nachfrage derzeit höher als der Verbrauch. Es gibt definitiv mehr Produktion, aber auch mehr Inlandsverbrauch. Der Eigenverbrauch der Produzenten wird größer. Sie verarbeiten das Schnittholz zu BSP, KVH oder BSH, zusätzlich wird mehr „Gartenholz“ benötigt und dadurch eine zunehmende Verknappung ausgelöst. Die „Großsäger" für diese Situation verantwortlich machen zu wollen, ist blanker Unsinn", so Schmidt. "Wir haben jetzt eine Chance für die gesamte Wertschöpfungskette, Holzprodukte endlich zu einem marktgerechten Wert zu verkaufen, so dass alle, angefangen beim Waldbesitzer, existieren können. Ich hoffe, dass die sich die Panik legt, Ruhe reinkommt und dass sich das Preisniveau auf einem vernünftigen Maß einpendelt. Dazu benötigen alle Akteure Besonnenheit", sagte er.
Was tun mit den Verträgen?
Auf die Frage, wie sich das auf die laufenden Aufträge auswirkt, gab Jochen Winning, Rechtsanwalt und im DeSH zuständig für die juristischen Fragestellungen der Branche, in seiner Präsentation eine erste Übersicht auf vertragliche Gestaltungsmöglichkeiten. Er sprach die Befristung, Sonderkündigungsrecht und Preisgleitklausel sowie die Preiskalkulation mit Risikozuschlag an. Rechtsanwalt Winning regte an, Altverträge auf Kündigungsmöglichkeiten oder Preisanpassungsklauseln zu überprüfen. "Einvernehmliche Preisanpassungen sind eigentlich immer möglich und stören im geringsten Maße das Vertrauensverhältnis zwischen den Vertragspartnern", sagte er. Bei Neuverträgen könnten Preiskalkulation mit Risikozuschlag, die Befristung und Preisklauseln auch in Kombination eingesetzt werden. "Hier haben sie die Gestaltungsmöglichkeit, für ihre Kunden entsprechende Konzepte anzupassen. Diese Instrumente können sie auch kombinieren", so RA Winnig.
Warum sind die Preise so hoch?
Derzeit sind nicht nur Rechtsanwälte tätig, die präventiv Hinweise geben können, die hohen Rundholzpreise der vergangenen Jahre beschäftigen aktuell auch Gerichte in Deutschland. Strittig ist, ob diese Preise marktkonform waren, während im selben Zeitraum die Schnittholzpreise tendenziell unter Druck und auf einem relativ niedrigen Niveau standen. "Jetzt erleben wir sozusagen diese entkoppelten Märkte wieder, nur mit einem Überangebot auf der Rundholzseite durch die Kalamitäten und einem Nachfrageüberhang auf der anderen Seite", sagte Lars Schmidt.
25 Millionen Kubikmeter Rundholz standen zur Verarbeitung in Deutschland im Jahr 2020 zur Verfügung, 1,8 Millionen mehr als in 2019. Die Exportmenge wurde um 700.000 Kubikmeter gesteigert. Insgesamt wurden zehn Prozent der Gesamtmenge exportiert, sechs Prozent allein nach China. Viele Weiterarbeiter, die in Schweden eingekauft haben, bekommen dort nichts mehr, weil auch von dort aus nach Asien und USA exportiert wird, ergänzte Jörn Kimmich.
Wie wird das Holzjahr 2021?
"Wir sind in einer Phase mit starken Marktverwerfungen, wie sie noch nie dagewesen ist. Der Preis für SPF in Nordamerika ist seit 2010 um 230 Prozent gestiegen. Die Preise von BSP sind in Deutschland um 25, die von KVH um 50 Prozent über die bisherigen Höchstpreise gestiegen", bestätigte Harald Mack – Redakteur EUWID Holz und Möbel. Zudem gebe es höhere Ausschussquoten beim Einschnitt von Schadholz, deutlich höhere Investitionen in der BSP-Produktion. Die extrem hohen Preissteigerungen in den USA führten zu Exportsteigerungen, dort seien auch schlechtere Qualitäten gefragt. Vor allem würden die Lager vorausschauend gefüllt, dadurch käme weniger Holz auf den Markt. "Wir sehen jetzt einen Vorratsabbau bei der Fichte und einen Preisanstieg beim Nadelrundholz. Im 2. und 3. Quartal werden die Preise weiter steigen, im 4. Quartal könnten sich die Preise normalisieren und stabilisieren", so Mack. Langfristig gewinne der Rohstoff Holz an Bedeutung, sowohl im Baubereich als auch als Rohstoff für neue Werkstoffe. Mack sieht eine Chance für die Holz- und Forstindustrie, den Rohstoff Holz und die Holz-Produkte auf eine höhere Wertigkeitsstufe zu stellen. Wo andere Rohstoffe bereits sind.
Worauf müssen sich die verarbeitenden Betriebe einstellen?
Lukas Freise, AG Rohholz e. V. (AGR), konnte auf die Frage, ob die Rohstoffversorgung mit Nadelholz sicher sei, nur mit "Ja und Nein" antworten. Schließlich habe der Waldumbau bereits begonnen und die kommende Waldgeneration werde zu 53 Prozent aus Laubholz bestehen. "Nur noch zehn Prozent reinen Nadelwald finden wir in der nächsten Waldgeneration. Wir müssen die Holzbauprodukte dieser Entwicklung angleichen, der junge Wald ist ein Laubwald", sagte er.
Kalamität wird als ein Faktor für die Rohstoffpreise genannt. Für die Jahre 2018 – 2020 beziffert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Zahl von Nadelholz als Schadholz auf 156,5 Millionen Kubikmeter. "Schadholz wird jedes Jahr aus dem Wald entnommen. Es sind nicht 156,5 Millionen Kubikmeter mehr angefallen, sondern lediglich 40 Millionen mehr. Dem gegenüber steht ein Holzvorrat an Nadelholz von circa 1,7 Milliarden Kubikmetern, der noch in den Wäldern steht", so Freise. Die Versorgung mit Nadelholz aus dem Wald sei bislang sehr gut gewesen. Die aktuelle hohen Preise und die Verknappung von Bauholzprodukten könne man damit nicht in Verbindung bringen, so Freise. Aufgrund der steigenden Nadelholzpreise würde jetzt mehr ins Ausland exportiert, aber auch die Importe als alternative Nadelholzquelle seien wieder attraktiv, weil sich die Transportkosten relativierten.
"Diese Veranstaltungen können nur einige Aspekte ansprechen, die Herausforderungen sind sicher vielschichtiger. Wir werden eine Folgeveranstaltung zum Thema "Projektmanagement" anbieten, weil sich 90 Prozent der Teilnehmer dafür ausgesprochen haben. Zusätzlich loten wir weiterhin Umsetzungsmöglichkeiten für Formate aus, die für die Mitglieder in dieser Situation unterstützend wirken und versuchen diese auch möglichst schnell umzusetzen", sagte Prof. Achim Vogelsberg nach der Konferenz. Es sei äußerst wichtig, dass jetzt alle Akteure entlang der gesamten Holzwertschöpfungskette jetzt miteinander im Gespräch blieben.