Hausbesuch bei "Holzbau Hellmuth"
"Was wir bauen, sollte mit Holz von hier gebaut werden." Zitat Peter Hellmuth
Januar 2017_Baunatal-Großenritte - Diana Wetzestein
Wichtige Ansprechpartner finden sich im Netzwerk
"Wald ist ein regeneratives System, Holz ein nachwachsender Rohstoff", das Banner mit dieser Aufschrift hängt in einer von zwei Werkshallen von Holzbau Hellmuth. Zimmermeister Peter Hellmuth steht hinter dieser Aussage. "Das was wir bauen, sollte mit Holz von hier gebaut werden", sagte der Obermeister der Zimmerer-Innung Kassel im Gespräch mit Heinz Moering, Projektkoordinator des Holzbau Cluster Hessen (HCH).
Stellvertretend für die 19 Innungsmitglieder seiner Innung trat Hellmuth bereits im September 2015 dem Cluster bei. "Die Chance, Netzwerke aufzubauen und Personen kennenzulernen, die man normalerweise nicht so einfach trifft, ist ein guter Grund, diesem Netzwerk beizutreten", sagte er. Ihm gelang es bereits, sich für die Innungsmitglieder einer kleinen Gruppe aus dem Raum Kassel anzuschließen und erste Gespräche zu führen. "Wer produziert hier was und wo können wir unsere Produktions- oder Lieferwege optimieren?", sind Fragen, die in diesem kleinen Kreis aus Sägeindustrie, Handel und Handwerk schon angesprochen wurden. „Diese Gespräche sind zielführend und genau darin sehe ich die Stärke des Clusters“, so Hellmuth.
Derlei kleine Netzwerke sind im Cluster willkommen, es sollen viele Wege genutzt und gefunden werden. So haben Cluster-Vorstand und Projektkoordinator Moering bereits Kontakte zu den politischen Entscheidern geknüpft. "Wenn eine Landesregierung sagt, wir wollen Klima- und Umweltschutz betreiben, dann muss sie auch dafür sorgen, dass Holz aus unserer Region verbaut werden kann", sagte Moering. Klar sei, dass man mit dem Holzbau den besten Klimaschutz betreiben könne, der Ausbau der regionalen Wertschöpfung müsse darum auch im Sinne der Lokal-, der Landes- und auch Bundespolitiker sein. Erste Gespräche im hessischen Umweltministerium habe es dazu bereits gegeben.
Aber auch die Vernetzung mit den Forschungseinrichtungen der Universitäten hält Hellmuth für entscheidend, was den Erfolg der Arbeit im Cluster angeht. "Wir müssen gemeinsame Lösungen mit den Studierenden der Universitäten finden. Meiner Meinung nach ist die Forschung noch zu weit weg von dem realen Handwerk", so Hellmuth. Sein Vorschlag dazu wäre, gemeinsame Projekte zu bearbeiten und das Handwerk direkt mit der Forschung zu verknüpfen.
Für seine Innungskollegen will er aber vor allem den Kontakt mit den Holzlieferanten weiter ausbauen. Denn am Ende der Wertschöpfungskette stehen der Handwerker und dessen Kunde. "Als Unternehmer muss ich auf die Wünsche der Kunden eingehen und die Kosten im Blick behalten", sagte er. Dem Kunden sei es meistens egal, ob das "Holz von hier" käme oder von weit hergeholt würde. Meistens fiele die Entscheidung über den Preis.
Vor allem bei öffentlichen Ausschreibungen zeige sich, dass der Holzbau noch nicht in den Behördenzimmern angekommen sei. Die örtlichen Bauämter müssten mehr Holzbauten ausschreiben, für Neubauten könnten Auflagen für die Verwendung von Holz beschlossen werden, ähnlich der Vorgaben über Heizungsanlagen und Energieträger. Wenn alle mitmachten, sei eine Steigerung der Holzbauquote möglich.
Und auch zum Thema Brandschutz hat Hellmuth eine klare Meinung. Sogar einen Fahrstuhlschacht aus Holz einzubauen, sei möglich. "In ein mehrgeschossiges Holzrahmenbau-Gebäude haben wir den schon eingebaut. Im Holzrahmenbau in einer der Hallen vorgefertigt, war der vor Ort dann schnell eingebaut", so Hellmuth, der vor allem die "Denke der Entscheider auf Bauämtern" für die derzeitige geringe Holzbauquote verantwortlich macht. Nach einer intensiven Beratung habe er schon viele Kunden vom Holzbau überzeugen können. Es brauche ein wenig mehr Beratungsleistung, die ökologischen und ökonomischen Vorteile der Holzbauten zu vermitteln. "Als Unternehmer muss man da ständig am Ball bleiben", so Hellmuth. Denn der Holzbau hat sich stetig weiterentwickelt. Allein der fehlenden Lobbyarbeit für Holz und Holzbau sei es geschuldet, dass diese Entwicklung den Endverbrauchern nicht ausreichend bekannt sei. "Wenn wir über intelligente Häuser sprechen, ist der Holzbau gemeint, weil der dafür optimal geeignet ist", sagte Heinz Moering ergänzend.
Peter Hellmuth, der eigentlich Bäcker oder Koch werden wollte und sich dann doch für das Zimmererhandwerk entschieden hat, weiß, warum er sich für das Handwerk entschieden hat. Es ist nicht nur die Faszination am Rohstoff Holz und sein umfangreiches Wissen über traditionelles Handwerk und moderne Wohnformen. Dass er den Beruf von der Pike auf gelernt hat und mit dem Handwerk groß geworden ist, zeigt sich auch daran, dass heute 18 Mitarbeiter im Unternehmen tätig sind. Mit drei Zimmermeistern, Dachdeckermeister, Schreiner und zwölf Zimmerern, darunter zwei Auszubildenden, wird draußen gearbeitet. Der 81-jährige Altmeister Heinz Hellmuth ist noch täglich auf dem Hof und in der Halle und erlebt die vierte Generation der Zimmerei tagtäglich hautnah mit. Und auch er ist stolz auf das, was der Sohn alles bauen kann, weil er es gelernt hat. Ein ovaler Holzpavillon in Bad Hersfeld ist so ein Aushängeschild. Im Kurpark steht der acht Meter hohe Bau. Die Planer haben dafür den Deutschen Holzbaupreis gewonnen, gebaut wurde er von der Firma Hellmuth. Und auch am Baunataler Stadion und Großsporthallen waren die Hellmuths beschäftigt. Für eine Villa in Kassel werden bald zwei Fledermausgauben verzimmert. Eine Arbeit, die Peter Hellmuth Spaß macht.
Das Holzhandwerk hat eine gute Zukunft, weil es ein gutes Fundament hat. Wenn Forschung, Sägeindustrie, Handel und Handwerk sinnvoll zusammenarbeiten, sieht Obermeister Hellmuth das Ziel erreichbar, die Holzbauquote in Hessen zu steigern. Für Mehrarbeit im Holzbau sind Hellmuth und seine Innungsmitglieder gerüstet. "Sobald Holz mehr nachgefragt wird, ziehen wir den Auftrag für Holzbau in unseren Auftragsbüchern einem anderen vor", sagte er, weil das regenerative System zu nutzen, aktiver Klima- und Umweltschutz ist.
Profil:
- Holzbau Hellmuth GmbH
- Peter Hellmuth
- Jahrgang 1961
- Geburtsort: Baunatal
- Betrieb: Gründung vor 1900
- Übernahme: 2002
- Gewerke: Sanierungsarbeiten, Restaurierung, klassische Zimmererleistungen, Dachdeckerleistungen, Holzrahmenbau
- Beruflich: Zimmermeister, Restaurator im Zimmererhandwerk
- Obermeister der Zimmerer-Innung Kassel
- Mitglied im Holzbaucluster seit: 16.09.2015