Hausbesuch im "Ökolandkreis"
"Die stoffliche Verwertung von Holz, z.B. als Baumaterial, sollte höchste Priorität haben." Zitat: Dr. Rainer Wallmann
März 2017_Eschwege - Diana Wetzestein
Mitgliedschaft weiteres Puzzleteil für Öko-Landkreis
Bei ihm stehen die Türen für eine Mitgliedschaft im Holzbau Cluster Hessen weit offen. "Der Ansatz des Clusters ist eine sehr gute Ergänzung zu den bestehenden Strategien im Werra-Meißner-KreisC, sagte der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Rainer Wallmann. Die stoffliche Verwertung von Holz, zum Beispiel als Baumaterial, sollte höchste Priorität haben, bevor die verbleibenden Holzsortimente energetisch genutzt würden. "Durch die Steigerung der Holzbauquote werden Handwerk und Holzwirtschaft gestärkt, wenn wir in den Fragen zum Holzbau besser unterstützt werden", sagte Dr. Wallmann. Nachdem Landrat Stefan Reuß bereits Interesse am Cluster signalisiert hatte, äußerte sich der Erste Kreisbeigeordnete und Umweltdezernent ebenfalls posiiv über die Mitgliedschaft und wird die formal erforderlichen Schritte einleiten.
Heinz Moering, Geschäftsführer des HCH, sieht in seinem Netzwerkmanagement die Chance, das, was bereits am Markt ist und sich etablieren konnte, einfach zusammenzuführen. Sieben Landkreise in Mittel- und Nordhessen wurden ins Cluster aufgenommen, der Werra-Meißner-Kreis wäre der Achte. "Wir haben große Firmen dabei wie Egger aus Brilon oder ante-Holz aus dem Kreis Waldeck-Frankenberg, Fingerhaus ist dabei, die Bundesvereinigung Pro Holzfenster, der Verband Deutsche Säge- und Holzindustrie, Zimmerer-Innungen, die Technische Hochschule Mittelhessen und der Verband Hessischer Zimmermeister aus Kassel. Wer mitmachen und mitprofitieren will, ist willkommen“, sagte Moering.
"Obwohl die Zahl der Clustermitglieder in dieser Phase durch die Förderrichtlinien begrenzt ist, könnten nach erfolgreicher Arbeit irgendwann alle hessischen Landkreise beitreten", sagte Helmhard Neuenhagen, Projektkoordinator des HCH. "Wir agieren schon jetzt hessenweit und wollen so die Kooperation innerhalb der Holzwirtschaft verbessern", sagte er. Vor allem in Ballungszentren werden Aufstockungen und mehrgeschossiger Holzbau in den kommenden Jahrzehnten gebraucht. Das Cluster solle eine Struktur schaffen, die es kleinen Betrieben möglich mache, auch an großen Projekten teilzuhaben und Aufträge zu bekommen. Dafür müsse die regionale Wertschöpfungskette optimiert werden, denn aufgrund der kleinen Strukturen hessischer Betriebe befürchte man, dass die Aufträge an Betriebe im europäischen Ausland vergeben würden. "Der Holzbau sollte ortsnah gestärkt werden. Das Holz kommt bestenfalls aus dem nahegelegenen Wald, die Säge- und Handwerksleistungen aus der direkten oder ortsnahen Umgebung. Kooperationen für größere Bauvorhaben sind möglich, Beispiele finden wir im Cluster", so Neuenhagen.
Für Wallmann bedeuten "kurze Wege in allen Bereichen" aktiven Klimaschutz. "Das Ziel unseres Landkreises ist es, bestehende Betriebe zu halten, zu stärken und möglichst auch neue Unternehmen bei uns anzusiedeln. Wenn alle genug Arbeit haben und von der Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt partizipieren können, wird das möglich sein. Mehr noch, die Holzwirtschaft hat dadurch eine wirklich gute Zukunft", so Wallmann. Dabei sei auch HERO e.V. aus Witzenhausen ein wichtigen Partner im Cluster, der sich sowohl mit der stofflichen als auch mit der energetischen Verwertung von Biomasse beschäftigt. Das Angebot des HCH ergänze dazu die stoffliche Nutzung von Holz im Baubereich. "Die Vorteile, die eine Mitgliedschaft für 800 Euro Beitrag im Jahr mit sich bringen, zahlen sich wieder aus", so Wallmann.
Denn vom HCH gibt es dafür Informationen und Antworten auf spezielle Fragen aus den Bauämtern, von Architekten oder Handwerkern. Zudem werden Seminare angeboten, die spezielle Themen des Kreises beleuchten. Qualifizierte Referenten sprechen über neueste Produkte und Technologien im Holzbau, der Mitgliedsbeitrag wäre damit schon refinanziert. "Beim ersten Seminar dieser Art in Wetzlar wurde zu den Themen Holz-Fenster, Bauen mit Holz und Brandschutz diskutiert und dabei deutlich, dass in vielen Bereichen des Holzbaus Unkenntnis vorherrscht. Darum bieten wir bald eine Exkursion zu Holzbauten an ,um Information direkt vor Ort zu vermitteln", so Neuenhagen, der auch Informationsveranstaltungen für Bauherren in Neubaugebieten anbot. Für alle Mitglieder werden Werkstattgespräche angeboten, die individuell besetzt sind und deren Ergebnisse alle zeitnah erreichen.
"Wir sind sehr froh, dass wir HERO haben, können aber auch weitere Beratung durch das Cluster gebrauchen, damit der Holzbau besser genutzt werden kann", so Wallmann. Genau das ist innerhalb des HCH möglich, denn das Netzwerk berät auch bei Vorplanung und Ausschreibung für Holzbauten. "Geplant ist eine Holzfachberatung in Person eines Experten, der für die Clustermitglieder zeitnah Antworten oder Ansprechpartner findet und auf ein Expertennetzwerk zurückgreifen kann", sagte Heinz Moering. Die Finanzierung werde bereits geprüft.
Die Vorteile für den Kreis sieht Wallmann im Austausch wichtiger Informationen und Erkenntnisse. Er selbst stellt sich als Ansprechpartner für energetische Quartierssanierung, Energie aus holziger Biomasse, Klimaschutz an Schulen und den Ökolandbau zur Verfügung. "Wir wollen in Zukunft die Dinge einfach noch besser machen", sagte er und verwies auf das Bürgerhaus in Witzenhausen, einen Betonbau, der abgerissen werden musste, obwohl er noch keine 40 Jahre alt war. "Holzhäuser in meiner Heimatstadt stehen hier bereits seit Jahrhunderten", sagte er. Der Werra-Meißner-Kreis sei zudem Modellregion im Ökolandbau, gemeinsam mit dem Landkreis Kassel und der Uni Kassel. "Bundesweit einzigartig ist unser Modellvorhaben Energetische Quartierssanierung mit exzellenten Rahmenbedingungen für ein interkommunales Sanierungsmanagement. Wir haben unser Klimaschutzkonzept als Grundlage für die Umsetzung aller Vorhaben. An Grundschulen propagieren wir Energiesparen und an weiterführenden Schulen sind die Klimamessen dafür da, die jungen Menschen, aber auch Pädagogen und Eltern zu erreichen", so Wallmann.
Die Mitgliedschaft ist sinnvoll. Der Markt sagt dem Holzbau gute Zeiten voraus."„Bevor im Kreis eine ganze Schule neu gebaut wird, könnten wir uns den Fenstern widmen, weil man da schneller agieren kann", schlug Wallmann vor. Bei der Entscheidung, aus welchem Material die Fenster gefertigt werden, sollten in Zukunft nicht nur der Preis, sondern auch Umweltbelastung und Nachhaltigkeit berücksichtigt werden. Das Holzbau Cluster bietet dazu die erforderliche Fachberatung an. Hohe Beratungsdienstleistung, Seminare und kostenfreie Referenten, Netzwerkmanagement, Klima- und Ressourcenschutz, Potential zur Stärkung Holzwirtschaft und der Ausbau der Wertschöpfungskette Holz. Mehr geht nicht.
Profil:
- Dr. Rainer Wallmann
- Jahrgang: 1964
- Geburtsort: Berlin
- Studium Landwirtschaft und Ökologische Umweltsicherung
- Leiter Institut nachhaltige Energie- und Umwelttechnik der HAWK Göttingen
- Erster Kreisbeigeordneter
Engagement fürs HCH:
- Ansprechpartner für energetische Quartierssanierung
- Energie aus holziger Biomasse
- Klimaschutz an Schulen und den Ökolandbau
Forderung:
- Beratungsdienstleistung, Seminare und kostenfreie Referenten
- Netzwerkmanagement
- Klima- und Ressourcenschutz
- Potential zur Stärkung Holzwirtschaft und der Ausbau der Wertschöpfungskette Holz