Ein Hausbesuch bei Prof. Dr.-Ing. Achim Vogelsberg
von Diana Wetzestein
Neukirchen.Es ist Anfang Februar. Auch im Schwalm-Eder-Kreis ist es zu warm für diese Jahreszeit, bis gestern regnete es wie aus Eimern. Und eigentlich ist das "kein Wetter", um ein Holzhaus aufzustellen. Doch genau das wird hier gerade gemacht.
Modern, energieeffizient und bezahlbar
Gestern verbrachte Achim Vogelsberg den ganzen Tag damit, das viele Regenwasser aus dem Erdgeschoss rauszukehren. An einigen Innenwänden sollen die Holzoberflächen sichtbar bleiben, Wasserschäden wären unschön. Aber heute scheint erst einmal die Sonne auf die Baustelle, was nicht nur den Bauherrn freut, sondern auch die vier Zimmerer, die mit Bohrmaschine, Akkuschrauber, Drucklufttacker und Anwärmbrenner bei der Arbeit sind. Über der ersten Etage schwebt gerade ein neues Wandelement am Kranausleger ein. Das fünf Meter lange und etwa 60 Zentimeter breite Bauteil wird schon erwartet, schnell auf seinen Platz manövriert und befestigt.
NachbarInnen und SpaziergängerInnen bleiben stehen, sprechen ihn an und wollen genau wissen, wie hier gebaut wird. Der Bauherr nimmt sich Zeit für die Gespräche. Jeden Tag ist er auf der Baustelle, vor seinen Augen entsteht sein KfW-Effizienzhaus 40. Zwischen Häusern und Gärten, die es schon seit Jahrzehnten dort gibt. "Ein Grundstück im Neubaugebiet wäre für uns nicht in Frage gekommen", sagt der Vorsitzende der Clusterinitiative "pro holzbau hessen" und Professor für Holzbau und Tragwerkslehre an der Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen. Er hat dieses Haus selbst geplant, die Außenwände in Holzständerbauweise, Innenwände und Decken aus Brettsperrholzelementen und einigen sichtbaren Holzoberflächen.
Gute Planung - kurze Bauzeiten
"Wir bauen mit einem sehr guten Gefühl. Die Handwerker und das Holz für den Bau kommen aus der Region. Die hier verbauten Brettsperrholzplatten werden von der Pfeifer-Group in Schlitz mit Holz aus der Umgebung hergestellt. Die Außenwände und Dachbauteile wurden in der Zimmerei Schmidt aus Lauterbach-Maar vorelementiert, darum die kurze Aufbauzeit von fünf Tagen", so Vogelsberg. Wenn es die Pandemie nicht gäbe, würde man übermorgen das Richtfest feiern können. Nun wird nur die Familie mit den Handwerkern dort sein, wenn der Zimmermann den Segen für das Haus und die Bauherren spricht.
Handwerker als wertvollste Human-Ressource
Die wichtigsten Personen beim Bau dieses Holzhauses sind die Zimmerer. Katrin Schmidt-Wagner, Zimmermeisterin und Inhaberin der ausführenden Zimmerei, hat ein Team zur Baustelle geschickt, bei dem jeder Handgriff sitzt. Der Bauherr ist zufrieden mit der Arbeit und dem guten Betriebsklima, das sich auch auf der Baustelle deutlich zeigt. "Ohne gute Handwerker nützt alle Planung und die beste Idee nichts. Der Bausektor ist vom Handwerk abhängig. Hier entscheidet sich, wie schnell wir das umsetzen können, was die Klimakrise von uns verlangt. Ein Holzhandwerker baut nicht nur Holzgebäude, man kann auch sagen, dass er zur Klimaverbesserung beiträgt. Die vielen Stellenausschreibungen und die langen Wartezeiten der Auftraggeber machen die Defizite in dieser Branche deutlich. Das muss schnellstens behoben werden", so Vogelsberg.
Mehr Architekten und Planer im Holzbau
Da die Nachfrage nach Holzbau weiter steigen werde, brauche man noch mehr Architekten und Planer. Dafür brauche es mehr Geld für Lehrstühle, Finanzmittel für Lehrpläne und die Qualifizierung von Architekten müssten bereitgestellt werden. "An den Universitäten muss mehr für den Holzbau geworben werden und wir Professoren müssen vorgeben, was die Studierenden im Holzbau tun können. In Gießen sehen wir, dass unsere Absolventen auf gutem Weg in die Holzbauplanung sind", so Prof. Vogelsberg.
Handwerker als wertvollste Human-Ressource
Die wichtigsten Personen beim Bau dieses Holzhauses sind die Zimmerer. Katrin Schmidt-Wagner, Zimmermeisterin und Inhaberin der ausführenden Zimmerei, hat ein Team zur Baustelle geschickt, bei dem jeder Handgriff sitzt. Der Bauherr ist zufrieden mit der Arbeit und dem guten Betriebsklima, das sich auch auf der Baustelle deutlich zeigt. "Ohne gute Handwerker nützt alle Planung und die beste Idee nichts. Der Bausektor ist vom Handwerk abhängig. Hier entscheidet sich, wie schnell wir das umsetzen können, was die Klimakrise von uns verlangt.
Ein Holzhandwerker baut nicht nur Holzgebäude, man kann auch sagen, dass er zur Klimaverbesserung beiträgt. Die vielen Stellenausschreibungen und die langen Wartezeiten der Auftraggeber machen die Defizite in dieser Branche deutlich. Das muss schnellstens behoben werden", so Vogelsberg.
Mehr Architekten und Planer im Holzbau
Da die Nachfrage nach Holzbau weiter steigen werde, brauche man noch mehr Architekten und Planer. Dafür brauche es mehr Geld für Lehrstühle, Finanzmittel für Lehrpläne und die Qualifizierung von Architekten müssten bereitgestellt werden. "An den Universitäten muss mehr für den Holzbau geworben werden und wir Professoren müssen vorgeben, was die Studierenden im Holzbau tun können. In Gießen sehen wir, dass unsere Absolventen auf gutem Weg in die Holzbauplanung sind", so Prof. Vogelsberg.
"Wir haben schon viel Zeit verloren. Darum setzt sich "pro holzbau hessen" in Zusammenarbeit mit der Architektenkammer für die Holzbauoffensive Hessen ein. Wir haben die ausgearbeitet und im Finanz-, Wirtschafts- und Umweltministerium vorgelegt. Darin werden konkrete Maßnahmen für eine schnelle Umsetzung benannt", so der Professor. Andere Bundesländer seien hier durch einen zeitlichen Vorsprung bereits weiter, Baden-Württembergs Landesregierung habe eine Holzbauoffensive, die Architektenkammer eine Bildungs-Offensive Holzbau auf den Weg gebracht, anderenorts wurden Aktionspläne und Auflagen für den Holzbau aufgestellt, die Neubaugebiete zu Holzbausiedlungen machten.
Regionale Wertschöpfung
Während in Frankfurt oder Darmstadt kommunale Gebäude mittlerweile meistens aus Holz gebaut werden, hat dieser positive Trend in den ländlichen Regionen aber noch nicht Fuß gefasst. Dabei hinterlässt der Holzbau - neben dem Imagegewinn bei Investoren - auch mehr Geld in der Region, als er an Steuermitteln kostet. "Wir laufen Gefahr, dass diese Wertschöpfung und unsere gut ausgebildeten Handwerker in die Ballungszentren abwandern. Hier dann noch geeignete Unternehmen für unsere Bauvorhaben zu finden, könnte schwer werden", sagt Vogelsberg. Kommunen sollten deshalb für mehr Aufklärung über die Wertschöpfung sorgen, von der gerade Waldbesitzer, Industrie, Handwerk, aber auch Dienstleister in Wald und Forst profitierten.
Eine bessere Alternative für den Wohnungsbau gibt es nicht, da ist sich der Holzbau-Experte Vogelsberg sicher. "Wenn mit Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern gebaut wird, ist das gut fürs Klima, weil Kohlenstoff (CO) über lange Zeit im Holz eingelagert ist. 120 Kubikmeter Holz, vor allem Fichte und Lärche, werden hier verbaut, ihr Holz hat während der Wachstumsphase etwa 92 Tonnen CO2 aus der Luft gebunden. Die Holzmenge, die hier verbaut wird, wächst in weniger als einer halben Minute in deutschen Wäldern wieder nach. Trotzdem habe ich holzsparend geplant, die Querschnitte schlank gehalten", so Vogelsberg.
Bezahlbar für junge Familien
Die Kosten für vergleichbare Holzbauten wie diesen schätzt der private Bauherr auf 1.750 bis 2.400 Euro pro Quadratmeter, ab Bodenplatte ohne Grundstücks- und Planungskosten. "Mit dem Bauelterngeld und den Zuschüssen für energieeffizientes Bauen der KfW kommen wir auf etwa 1.900 Euro pro Quadratmeter. Das ist ein sehr günstiger Preis, vor allem, wenn wir die Ökobilanz über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes mit einrechnen. Das Haus ist viel mehr wert, als es kostet", steht für ihn fest. "Bei dem Bau entstehen außerdem etwa 50 Prozent weniger Treibhausgasemissionen", sagt der Familienvater.
"Trotzdem denke ich öfter daran, dass wir hier und da vielleicht doch noch etwas hätten besser machen können", ein Satz, der wohl die normalen Leiden eines Experten widerspiegelt, der den Bau seines selbst geplanten Hauses hautnah miterlebt. Aber jetzt wird nichts mehr verändert, im Juni wird die Familie einziehen. Den Strom wird eine Photovoltaikanlage, die Wärme eine Luft-Wasser-Wärmepumpe erzeugen und alle Informationen über sein Haus aus Holz werden auf einer Informationstafel zu lesen sein. Die Zimmerei will sie aufstellen lassen und damit über den Mehrwert von Holzbau alle informieren, die für die Zukunft bauen wollen.