FingerHaus
September 2017_Frankenberg - Diana Wetzestein
Digitalisierung und Automatisierung stellen auch das mittelständische Familienunternehmen FingerHaus GmbH vor große Herausforderungen. Geschäftsführer Dr. Mathias Schäfer spricht von der größten Investitionsmaßnahme in der Geschichte des Unternehmens, das im Jahr 2016 über 700 Häuser produzierte, auslieferte und aufbauen ließ.
Die Unternehmensgruppe mit 680 Mitarbeitern und einem Umsatz von 165 Millionen Euro im Jahr 2016 kommuniziert pro Jahr mit 20.000 potentiellen Kunden, die Nachfrage nach Wohnraum befindet sich weiterhin auf hohem Niveau. Es sei schwerer geworden, Fachkräfte zu finden, zudem müsse sich das Unternehmen dem Nutzerverhalten der Kunden anpassen, sagte der Geschäftsführer. Facebook, Xing und verschiedenste Internetportale müssen bedient werden, 26 Ausstellungshäuer verwaltet und Handelsvertreter betreut werden. Die Zeit ist schnelllebiger geworden, der Markt verändert sich zudem vom klassischen Einfamilienhaus hin zum Bauen im verdichteten Bereich.
Derlei Herausforderungen waren Themen beim dritten Werkstattgespräch im Holzbau Cluster Hessen, zu dem Prof. Achim Vogelsberg, Vorsitzender des HCH und Geschäftsführer Heinz Moering 22 Mitglieder aus Handwerk und Industrie begrüßen konnten. Es gelang, eine Brücke zwischen kleineren Handwerksunternehmen und groß aufgestellter digitaler Konzeption, Kalkulation und automatisierter Fertigung zu schlagen. Dabei wurde die Rasanz deutlich, mit der die Prozesse dieser Zeit angepasst werden müssen.
"Pläne, Perspektiven, Animationen und visuelle Besuche können von unseren Vertriebsmitarbeitern selbst erstellt werden", sagte Dr. Schäfer. Eine umfangreiche EDV-Infrastruktur sorge für flächendeckendes W-Lan, modere Industrie-PC’s in der Fertigung, Tablets für Ausstattungsberater, Smartphones für Bauleiter oder die mobilen Handscanner für das Warenwirtschaftssystem, das nach einer Entnahme vorausschauend die Nachbestellung in Gang setze. "Die Bauteile werden in Serie gefertigt, moderne Technik sorgt für Individualität in der Produktion", so Dr. Schäfer. Sogar der Kunde selbst werde durch die Digitalisierung bei FingerHaus zum Mitarbeiter, könne den Status des Bauvorhabens jederzeit abrufen, Unterlagen und Schriftverkehr würden für ihn digital hinterlegt.
"Die Automatisierung soll den Menschen im Unternehmen die Arbeit erleichtern, die Schichtarbeit wurde neu strukturiert, der Einsatz innerhalb der Fertigung wechselt und der Plattenzuschnitt wird voll automatisiert", sagte er. Das Profil der Mitarbeiter habe sich verändert. Bildete man bislang für die Fertigung Zimmerer, Schreiner und Dachdecker aus, sei der Ausbildungsberuf des Mechatronikers neu hinzugekommen. Die Bereitschaft der Mitarbeiter, auf Montage zu gehen, sei zurückgegangen, darum sei die Digitalisierung auch wichtig, um die Arbeit an der Baustelle zu erleichtern. Im Unternehmen habe man vor zehn Jahren mit der Digitalisierung von Dokumenten begonnen, darum sei man dort schon gut aufgestellt. All diese Maßnahmen garantierten, weiterhin am Markt bestehen zu können. "Je mehr in Deutschland modernisiert wird, desto sicherer sind unsere Produktionsstandorte", so Dr. Schäfer. Und auch für den Kunden von FingerHaus ist der technologische Fortschritt ein Vorteil, denn jedes Finger-Haus ist dadurch ein Unikat im modernen Holzbau.